Die richtig guten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst

25.12.2023

Anna Helmbrecht blättert in Erinnerungen schwelgend in ihrem alten Fotoalbum. Die Seiten sind schon ein wenig vergilbt, doch die schwarz-weiß Aufnahmen zeigen sie und ihre glückliche Kindheit. Es sind Geschichten, die in der Erinnerung wieder zum Leben erwachen. Ein altes Foto zeigt Anna zusammen mit ihrer Freundin Helga Bachhuber, wie beide im Fensterrahmen in die Kamera schauen. Mit Helga ging sie nicht nur zur Schule, sondern pflegte ein enges Band der Freundschaft. „Was wohl aus ihr geworden ist?“, fragte sich Anna Helmbrecht. „Meine Mutter erzählte mir viel von ihrer besten Freundin. Sie wuchsen beide im armen Nachkriegsdeutschland in einem kleinen Dorf nahe Deggendorf auf. Sie haben viel gemeinsam erlebt und Vieles gemeinsam durchgestanden.“, so Sohn Werner Helmbrecht. „Also fasste ich mir ein Herz und machte mich auf die Suche nach der Freundin meiner Mutter.“

Doch wo fängt man da an? Es dauerte nicht lange, als Werner Helmbrecht bei seinen Recherchen den Tipp bekam, im PARKWOHNSTIFT nachzufragen. „Aus datenschutzrechtlichen Gründen habe ich am Telefon keine Auskunft bekommen. Also nahm ich meine Mutter auf einen kleinen Ausflug ins idyllische Arnstorf mit.“, so der Plan des Sohnes. Und tatsächlich – Anna Helmbrecht konnte nach knapp 60 Jahren ihre Freundin Helga Bachhuber wiedersehen. Das Treffen war für beide sehr emotional und die Freude über das Wiedersehen sehr groß. „Beide haben wir geweint, es war sehr überwältigend. Hätten wir uns zufällig auf der Straße getroffen – wir hätten einander nicht erkannt!“, lacht Helga Bachhuber. „Das letzte Mal, als wir uns sahen, war auf der Hochzeit von Helga im Oktober 1964. Danach ist der Kontakt immer weniger geworden bis er schließlich komplett abbrach.“ erinnert sich Anna Helmbrecht.

Nach 60 Jahren hatten sich die beiden viel zu erzählen – fast drei Stunden waren die Freudinnen in einem Gespräch vertieft. Dabei ist ihnen eine Geschichte aus ihrer Jugend noch so präsent, als wäre sie erst gestern passiert: Die beiden beschlossen, das sieben Kilometer entfernte Schloss Egg zu besichtigen. Den Weg dorthin legten sie zu Fuß und bei strömendem Regen zurück, nur um festzustellen, dass das Schloss geschlossen hatte. Die zwei Freundinnen können auch heute noch aus vollem Herzen darüber lachen. „Ich habe oft an sie gedacht und habe mich gefragt, was ihr im Leben widerfahren ist. Ich bin sehr dankbar, dass sich ihr Sohn auf die Suche nach mir gemacht hat!“, sagt Helga Bachhuber. Anna Helmbrecht und Helga Bachhuber haben sich geschworen, sich bald wieder zu sehen und vielleicht
sogar einen Ausflug gemeinsam zu unternehmen.